Freitag, 29. Mai 2020

Gekämmte Kirschen


Gegensätze ziehen sich an, sagt man so allgemein und dachte ich beim Betrachten einer Nebenpreisträgerin des Literatur- Bachmannpreises 2018 namens Stern, dachte ich, weil ich den Vorjahresgewinner Schmalz gern mit dieser jungenhaften Frau an der Seite sehen würde.
Stern: klein, mager, Stoppelfrisur, gut bebrillt und wahrscheinlich schüchtern.
Nun weiß ich nicht, ob Schmalz (groß, langmähnig, darüber hinaus beschnurrbartet, brillenlos, auf Presseablichtungen gern Hut tragend) noch dieselbe Fülle hat wie letztes Jahr, sonst wäre der Spruch glatt für’n Arsch.

Wissen tue ich, dass hinterm Haus immer im Sommer ein unbewachter Baum Kirschen pflückreif anbietet, die ich mir auch holte. Danach setzte ich den Fernsehmittag fort und man und auch ich kann sich natürlich gerade im allvierjährlichen WM- Sommer nicht gegen Fußball im Fernsehen wehren, seien es auch nur Gesprächsrunden über diesen.
Sehr zu meinem Entsetzen wurde da im Beisein des BILD- Diekmann- Nachfolgers Reichelt (Julian, stark behaart im Nacken und unterhalb der Schlüsselbeine, ersichtlich durch weit aufgerissenes Hemd, trotz Philosophenseide um Hals, welterfahren bebrillt) und weniger zu meinem Erstaunen Christoph Daum (trotz aller Haarproben noch mit Kämmbarem auf dem Kopf, nicht schüchtern) ständig von Hungrigkeit gefaselt, ein Wort, dass es genauso wenig gibt wie Appetitigkeit- weder im Zusammenhang mit auf Erfolg beim Fußballsport noch als auf mehr.
Gäbe der Baum mehr Große Schwarze Knorpelkirschen her, könnte ich neben Appetit auch Hunger stillen.

(geschrieben 08/2018, veröffentlicht in „Im Bauch des Müllentsorgungsfahrzeuges“)

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