Freitag, 18. November 2022

In der Schwimmhalle

Automatischer Türöffner auf:

Überschreiten der Schwelle, Begrüßung durch Tresenbademeister, Erwerb einer Zehnerkarte, Erhalt eines Codearmbandes, Durchlaufen des Labyrinthes bis Spind Nummer 347, Öffnen des Spindes, Ablegen der Kleidung, Schlüpfen in Badehosen, Aufnehmen des Handtuches, Tapsen zur Duschanlage, Aufdrehen der Dusche, Duschen, nicht Abtrocknen, Verstauen des Handtuches im Regal, Erreichen des Beckenrandes, Hineingleiten ins Wasser, 29,2 Grad Luft, 27,1 Grad Wasser, 11:07 Uhr, ein Rentnerpaar, eine dicke Göre,

Dienstag, 4. Oktober 2022

Badekappentraum

„Nordschtriem zwee sofort offdrehn, sonst rochts hier, aber gewaltsch.“
Ach ne, sorry, Politik hatten wir erst in der letzten Audiotie*.
Heute befasse ich mich und wir uns mal mit Wasserballsport.
Und zwar in der DDR, denn letztmalig hat mich Wasserball interessiert, als ich noch ein Steppke war und gern auch so eine blaue Stoffbadekappe mit weißer Spielernummer an der Seite gehabt hätte, die man zudem mit Schnüren unterm Kinn zusammenbinden konnte.
Gehabt hätte bedeutete, dass ich stattdessen ein Gummiding bekam, was in der Trocknungsphase zusammenklebte, beim Überstülpen komische Geräusche machte und beim Ausziehen an den Haaren zerrte und ziepte.
Gummibadekappen in der DDR waren (trotz anderer Konzeption) wie Kondome: nur einmal verwendbar.

Sonntag, 3. Juli 2022

Das Pseudonym im Pferd

Angeschubst durch einen Podcast tauchte ich dieser Tage in den Untiefen des Pferdesports, um herauszufinden was die Besitzer von Pferden so mögen, denn Pferde selbst mögen ihre Namen weniger und sollen auch sehr schlecht hören, wenn sie damit gerufen werden.
Im Zuge der Ermittlungen landete ich bei einer Institution ähnlich der Registrierung für Kfz- Kennzeichen.
Deshalb gleich die vielen Zahlen hinter den Geschmacksauswüchsen der Halter.
Die da sein können: FilmschauspielerInnen, Filme selbst, MusikerInnen, PolitikerInnen, Autos, Lebensmittel, Motorräder, Pop-, Rock- und Schlagertitel, Fernsehsender, Fernsehsendungen, Opern und Arien, Gemüse, Obst, Getränke, Märchenfiguren, Wunschvorstellungen, Gemütslagen…

Montag, 30. Mai 2022

Chemiebetriebene Trams

Ausgestattet mit einer Yes!- Siegerfaust und einem Ticket für das Mannschaftssportfinale in Sachsen, dessen Erwerbung die Yes!- Siegerfaust ausgelöst hatte, bummelte ich in der Großstadt C. auf dem Hauptbahnhofsvorplatz zwischen grüngekleideten Mannschaftssportanhängern umher und landete schließlich in den Fängen eines älteren Herren ohne Zähne und scheinbar auch mit Waschmittelmangel im Haushalt.
Schön, dachte ich mir, jemand zum Quatschen, dachte ich mir, wieder jemand ohne Zähne, dachte ich mir: denn der letzte Gesprächspartner ohne Zähne hatte mir zwei Tage vorher versprochen, dass er für Ausschreitungen aus der Gruppe der blauen Mannschaftssportanhänger heraus sorgen wolle und selbst felsenfest mit einer Festnahme seiner Person rechne, schön dachte ich mir, da braucht die Vollzugsbehörde keine steuergeldfinanzierte Zahnbürste, Zahnseide und Zahnpasta verschwenden. 

Samstag, 16. April 2022

Wie Elon Musk mal nicht ins Berghain kam

Im Rahmen einer wahnwitzigen Vernetzungs- und Freundesuchaktion annoncierte ich in der „Für Dich“, der „NBI“, der „Trommel“, der „Neues Leben“, der „Deine Gesundheit“, der „Der Energiebeauftragte“, der „Der nationale Demokrat“, der „Der Stenofreund“, der „Die Frau von heute“, der „Die Volkspolizei“, der „Garten- und Kleintierzucht“, der „Melodie und Rhythmus“, der „Sybille“, der „Wochenpost“, der „Volksarmee“, der „Wort und Spiel“ und nicht zuletzt und logischerweise auch in der „Der Schriftsteller“, denn das Ansinnen ging in Richtung Autoren kennen lernen und Marketingideen klauen.
Natürlich habe ich in diesen Zeitungen nichts annonciert, denn es gibt sie bekannterweise spätestens seit Neunundachtzig nicht mehr und wenn ich vor Neunundachtzig jemanden geschrieben hätte, dass ich mich mit ihm vernetzen und mit ihr Kinder machen will, hätte man mich einerseits für frech und verrückt erklärt und im Bahnhofsrestaurant wären andererseits die Tische mir gegenüber mit sonnenbrillentragenden Männern, die mich durch Zeitungen mit Fensterausschnitten beaugapfeln, belegt.

Samstag, 12. März 2022

H.C. Artmann "How much, schatzi?"

Wäre Hans Carl noch am Leben, würde ich nicht wagen, den Buchtitel in Gänsefüßchen zu setzen.
Um ihn nicht zu verärgern, denn die Wahrscheinlichkeit, dass diese seinen Wortkunstvorstellungen nachträglich sein könnten, ist sehr groß, ziemlich groß, mindestens 50 zu 50.
Wenn Gänsefüßchen, dann Schatzi groß oder how klein oder beides klein oder beides Groß.
Wobei ich anmerken sollte, dass er Namen meist groß und Substantive immer klein schreibt.
Mittelmäßig groß war der Betrag, den ich für den Erhalt des Büchleins ausgeben musste, eines Büchleins, das in seiner 5.Auflage fast 47 Jahre auf dem Buckel hat und dessen Seitenfarben sich immer mehr ins Senfgelbe flüchten.
Warum sollte ich Hans Carl nicht verärgern wollen?
Vielleicht, weil er ein oder DER Pöbler vor dem Herrn ist und in zehn Kurzgeschichten ein Feuerwerk an lyrischen Schimpfkanonaden zündet, was ich persönlich so noch nicht gelesen habe.

Sonntag, 20. Februar 2022

Bolsonaro ist kein Eistänzer

Beinahe wäre das Heft „Im Bauch des Müllentsorgungsfahrzeuges“ ein Olympiabuch geworden, denn wie ich dieser Tage feststellte, wurde zwischen Glory Holes in Sotschi, kotgefüllten und krokodilbelagerten Holes auf den Golfplätzen Rios, sowie Sterilität und leere Stadien in Pyeongchang kaum etwas ausgelassen, was so auf diversen Olympiaden passierte.
Als Abschluss meiner verqueren Kolumnen vermutete ich sogar noch Parallelen zwischen frisch vergangenem Pyeongchang und zu erwartendem Peking.
War vielleicht auch keine wahrsagerische Höchstleistung diese Aussage, wobei seinerzeit Corona noch nicht mal am Horizont drohte.

Dienstag, 11. Januar 2022

Altenberg, eine Chihuahuahochburg im Erzgebirge

Letztens erzählte mir jemand, dass er nach Altenberg fährt.
Nicht um Francesco Friedrich, unserem sächsischen Bobmatador, auf die Kufen zu schauen, sondern um bei einem Züchter einen Chihuahua zu kaufen.
Bevor ich über den Chihuahua nachdachte, überlegte ich, wann und wo und in welchem Zusammenhang ich mal über Altenberg geschrieben oder gesprochen habe.