Samstag, 16. April 2022

Wie Elon Musk mal nicht ins Berghain kam

Im Rahmen einer wahnwitzigen Vernetzungs- und Freundesuchaktion annoncierte ich in der „Für Dich“, der „NBI“, der „Trommel“, der „Neues Leben“, der „Deine Gesundheit“, der „Der Energiebeauftragte“, der „Der nationale Demokrat“, der „Der Stenofreund“, der „Die Frau von heute“, der „Die Volkspolizei“, der „Garten- und Kleintierzucht“, der „Melodie und Rhythmus“, der „Sybille“, der „Wochenpost“, der „Volksarmee“, der „Wort und Spiel“ und nicht zuletzt und logischerweise auch in der „Der Schriftsteller“, denn das Ansinnen ging in Richtung Autoren kennen lernen und Marketingideen klauen.
Natürlich habe ich in diesen Zeitungen nichts annonciert, denn es gibt sie bekannterweise spätestens seit Neunundachtzig nicht mehr und wenn ich vor Neunundachtzig jemanden geschrieben hätte, dass ich mich mit ihm vernetzen und mit ihr Kinder machen will, hätte man mich einerseits für frech und verrückt erklärt und im Bahnhofsrestaurant wären andererseits die Tische mir gegenüber mit sonnenbrillentragenden Männern, die mich durch Zeitungen mit Fensterausschnitten beaugapfeln, belegt.
Natürlich würde ich keine Bahnhofsrestaurants meiden, gäbe es noch welche, natürlich habe ich meine Verbindungsversuche zu ähnlich Interessierten nur in den sozialen Medien vorangetrieben und nicht etwa in der Öffentlichkeit.
Wahrscheinlich habe ich jeden Autor und jede Autorin zehnmal angefragt, denn jeder Autor arbeitet mit zehn Pseudonymen und zehn pseudonymisierten Profilbildern und jeder Zweite heißt irgendwas mit Gray und hinter jedem Dritten steckt irgendeine Helga, die aus dem Vorruhestand das Netz mit erotischen elektronischen Büchern flutet, die zum Anheizen mit Covern gestaltet sind, von denen oberkörperfreie muskulöse Männer blicken, denen der obere Jeanshosenknopf verloren gegangen ist und die Genres repräsentieren, die mir bisher völlig fremd waren.
Friseur Lovestory, Eishockey Lovestory, Sports Romance, Pediküre Romance, Choice Romance, Horse Lovestory, Sin Romance, Serious Lovestory und nicht zu vergessen: Dark Romance.
Gut eingeölte und verschwitzte Männerbodys, Frauen mit nassem Haar und heißen Kurven, die sich vor Anspannung und Erregung die Lippen zerbeißen und Texte, die in jedem Satz drei Wiederholungen in sich bergen, um den Weg zum Höhepunkt zu verlängern, sind die erfolgversprechenden Zutaten.
Woher die Bildrechte sind, fragte ich keine neue Freundin, hätte mich aber mal interessiert, denn die wenigsten von uns haben nur attraktive Menschen im Umfeld, die sich gern heuchlerisch- frivol ablichten lassen wollen.
Exhibitionistisch veranlagte Leute treiben sich gern im Berliner „Berghain“ rum, denn da wird die große Kapelle gespielt: Techno Music und Dark Room Romance.
Allerdings ist im „Berghain“ weder Coverfotografie noch fotografieren generell gern gesehen und die Handykameras werden mit Klebstickern untauglich gemacht, um Privatsphäre zu schützen und Hemmungen von Exzess-Willigen abzubauen.
Der Weltall- und Auto- und Allespionier Elon Musk kam letztens nicht in den Genuss, dieses Treiben zu begutachten und eventuell mitzutun.
An der härtesten Tür Deutschlands scheiterte die prallste Brieftasche der Welt.
Als er frühmorgens heimkam, schrieb er öffentlich in den sozialen Medien, dass er sowieso nicht in diesen Club wollte, danach in sein Notizbuch, dass Netzwerke das A und O sind, und anschließend schnappte er sich eine „Der Energiebeauftragte“ aus dem Zeitungsständer und zog sich ins Bett zurück.

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