Samstag, 7. März 2020

Würste und Rampensäue

Der aushäusig Seiende tappt am Sonntag wie ein Sittenstrolch in Flöha umher: guckt mal hier, mal da, bleibt stehen vor dem Geschäft an der Brücke, in dem er vor der Revolution häufig seinen Budapester Salat zu den Brötchen für den Folgearbeitstag erwarb.
Haben Sie etwas Salat parat?“
(Ein Miststück von einem Weibstück, ein Prachtstück, wahrlich!)
Ein Stück Leberwurst noch dazu, daumenbreites Scheibchen, ja- so etwa. Und Salami. Von der Roten da. Genau. Fingertief, äh- fingerlang, Entschuldigung!“
Mit rotem Kopf, der Vergangenheitsbewältigung wegen, orientiert er sich an alten Wegen rüber über die Brücke hin zum Blumenladen, der einst Konsum gewesen, der ihm Gebäck gewährte gegen kleines Geld.
Hoppla, kaputte Bordsteinkante an der Haltestelle, wo sich die Pneus der Stadtverkehrsbusse immer schubbern.
Angeknabberter Kekskantenrand.
Oben an Bord: immer die Straße runter.
Da! Löst sich doch die Plakatierung von den Sperrholzplatten, die befestigt mit Kabelbindern an einem kaputten Maschendrahtzaun.
Halbzerfetzte Visagen diverser Rampensäue (Perlen vor die werfen) eines längst absolvierten Volksmusikfestivals in der nahen Großstadt flattern im Wind.
Wenn dir dein Gesicht auf Straßenpostern entgegenblickt, hast du entweder was verbrochen, wirst gesucht, als Hund oder Katze beispielsweise, hast etwas verbrochen und wirst gesucht beispielsweisefrei, bewirbst etwas, trittst auf oder an, zum Wahlkampf beispielsweise.
Ohne Zusatzinformation sind Konterfeiaushänge eher schwierig, nehmen wir mal aus die Bildchen in den Auslagen von Fotoateliers.
Hinter dem Zaun beginnen großflächig bedachte Kaufgelegenheiten, hauptsächlich Food.
Die dort angebotene Dosenwurst kann ich nicht empfehlen.

(gekürzt und abgewandelt aus „Scharlach ist kein charismatischer Weltstar“, 03/2020)

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