Sturmtief
„Xavier“ (nicht verwandt mit Reichsbarde Naidoo) hat uns in den Oktober
begleitet. Abgedeckte Dächer, umgestürzte Bäume, eingebüßte Menschenleben.
Einige
Bundestagsparteien versuchen Stimmeneinbußen durch Rechtsruckverhalten
aufzufangen.
Am
Liebsten wäre ich Quallengeschnetzeltes in Aspik, weitgehend unsichtbar.
Draußen
nervt mich das Windpfeifen aus den Sträuchern und Baumkronen, das Geräusch
aufplatschender Kastanien, das Gekrächz der Vögel, die Regentropfen, die mich
berühren, die halbherzig durchbrechende Sonne und die Wolken, die das
halbherzige Durchbrechen erst ermöglichen und dann verhindern, die Blicke der
Menschen, das An- und Ausmachen des Autos, das Türen auf- und zuschließen, das
Aufstehen und Hinlegen, das Anzünden und Ausmachen von Zigaretten, das Essen-
und Trinkenmüssen und das Ausscheidenmüssen des in mich Eingeführten.
Und zwar
nicht wann ich es will, sondern wenn der Körper meint, es mir so nachhaltig ans
Herz legen zu müssen, dass mir nichts anderes übrig bleibt.
Mich stört
mein Herzschlag.
Ich
wünsche mir stundenlang an einer Haltestelle zu stehen, ohne auf das Handy
sehen zu müssen.
Ich
wünsche mir, von einem passagier- und pilotenfreien Triebfahrzeug abgeholt zu
werden.
Ich fände
es schön, wenn es mich irgendwo ausspuckt, wo kein Geräusch existiert, kein
Wetter wettert (auch niemand anders menschlicher und tierischer Natur), wo es
keinen Berg hinauf oder hinab geht, kein Stein durch die Schuhsohle drückt, wo
ich nichts SEIN darf und wo nichts IST.
Ein
endloser farbloser und horizontloser Boden, völlig eben, auf dem ich und in dem
ich aufgehen kann, von keinem wahrgenommen, nicht mal von mir selbst.
Aber
wahrscheinlich würde ich nach fünf Minuten dort ein Fussel oder einen Fleck
suchen und wahrscheinlich ist das der Grund, weswegen ich nicht an der
Haltestelle stehe.
(10/2017, aus der Sammlung „Im Bauch des Müllentsorgungsfahrzeuges“_Bückware#8)
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