Den Sicherheitsbedenken zum
Trotz, trotze ich den Schachtelsätzen. Was kann mir schon passieren?
Ich
sichere mich gern ab und rückversichere mich.
Ein Schulterblick schweift durch
den toten Winkel und ich sehe Sätze, wie in Stein gehauen.
("Wenn man regelmäßig sein
Geld brauchte, sollte man beim Amt bleiben, das war zwar ein Sicherheitsdenken
von Leuten, die ihre Gummipuppe mit Kondom befriedigten, aber so gesehen auch
nicht falsch." - Bückware#1)
Und ich kaufe mir absichtlich
kaputte Autos und ich esse grundsätzlich verdorbenen Joghurt und ich sorge
mitnichten dafür, dass neben der Kloschüssel kein Toilettenpapierrest mehr
rumsteht. Und wenn ich mich ärgern will, dass ich kein
Aufwasch-Abwasch-Kartoffelkoch-Wasser mehr habe, dann drehe ich den Haupthahn
im Keller zu. Und dann stehen wir alle vorm Hause und ärgern uns gemeinsam…
Ich sehe eine Frau in heller
Bluse, in dunklem Rock eilig dem Zentrum der Stadt zu gehen. Ich laufe hinter
ihr her, an diesen dichter und dichter nebeneinanderliegenden Läden vorbei,
zwischen diesen ladenein, ladenaus laufenden Leuten, diesen um
Haltestellenschilder herumstehenden Leuten, diesen auf haltende Straßenbahnen
zu laufenden, hinter davonfahrenden Straßenbahnen herlaufenden Leuten. Ich laufe
hinter einer Frau in einer hellen Bluse, in einem dunklen Rock her, laufe
hinter einer Frau in einer dunklen Bluse, in einem hellen Rock her, hinter
einer Frau in einer roten Bluse, in einer grünen, einer blauen Bluse, in einem
schwarzweiß karierten Rock, in einem roten, grünen, blauen Rock.
…und dann ärgert sich die
Wohnungsverwaltungsmitarbeiterin, dass sie trotz Feierabend ihrerseits (ihr
Mann ärgert sich unterdessen, dass er den Steppke aus dem Kindergarten holen
muss), den schon in den Feierabend verschwundenen Facilitymanager aus seinem
Versteck holen muss und jener ärgert sich, dass man sich nicht mal sicher sein
kann, pünktlich zu seinem Feierabend zu kommen…
Am gegenüberliegenden Ufer,
auf einer der lehnenlosen Bänke hinter dem Kiesweg hinter dem Rasenstreifen mit
den in regelmäßigen Abständen im Rasen steckenden Schildern, sehe ich einen
sitzen, den ich zuerst für einen auf der Bank liegenden und von der Bank
herabhängenden, aus den Röcken der Ruderer bestehenden Kleiderhaufen gehalten
habe, klein und durch die Entfernung verkleinert wahrscheinlich und schwer
erkennbar, sehe ihn den Kopf von Brücke zu Brücke drehen und zwischendurch
Blicke aufs Wasser werfen, auf die Ruderer, auf die Ruderer zwischen uns, auf
mich vielleicht, mich vielleicht zuerst für einen auf der Bank liegenden und
von der Bank herabhängenden, aus den Röcken der Ruderer bestehenden
Kleiderhaufen haltend, und dann für einen, der klein sitzt auf einer
lehnenlosen Bank und durch die Entfernung verkleinert wahrscheinlich und schwer
erkennbar, den Kopf von Brücke zu Brücke drehend und zwischendurch Blicke aufs
Wasser werfend.
…und dann geht der
Facilitymanager noch dreimal zurück in seine Werkstatt und nimmt
sicherheitshalber jedes Mal immer dann doch den nächstgrößeren Schraubenschlüssel
(„Man kann ja nie wissen.“, brabbelt er in seinen Bart.). Und dann fährt er
los, zu mir, zu den anderen Mitbewohnern, von denen keiner weiß, außer mir,
dass die Rohrleitungen intakt sind, dass das Wasser fließen würde, wenn es
könnte, wie es wollte…
„Was? Was?“ ruft der Ruderer.
Er dreht dem gegenüber, mir den Kopf zu, lässt sich dann, das Gesicht auf die
rechte Brücke gerichtet, auf die linke Brücke zu treiben, ohne eine Antwort auf
meine Frage, auf die Frage dessen gegenüber, ohne eine zweite Frage nach meiner
Frage, nach der Frage dessen gegenüber, falls der gegenüber überhaupt etwas
gefragt hat, denn ich habe nichts gehört und der Ruderer hat nichts verstanden,
lässt sich weiter nach links treiben, der Ruderer, vielleicht, weil er glaubt,
dass der gegenüber und ich nicht ihm, sondern dass wir einander eine Frage
gestellt hätten. Denn der gegenüber und ich, wir sehen nicht den Ruderer an,
wir sehen einander an, denn der gegenüber und ich, wir drehen uns den Bänken
zu. Ich gehe zur Bank, auf der ich bisher gesessen habe, zurück. Ich wende mich
im Gehen nach dem Gegenüber um, um zu sehen, ob er sich im Gehen nach mir
umwendet, sehe ihn im Gehen sich nach mir umwenden, um zu sehen vielleicht, ob
ich mich im Gehen nach ihm umwende. Und wir sehen uns im Gehen nacheinander
umwenden. Und wir drehen hastig die Köpfe den Bänken zu, das heißt ich wende
mich nicht mehr um und kann nicht wissen, ob er sich umwendet, so wie er, falls
er sich nicht mehr umwendet, nicht wissen kann, ob ich mich umwende, so wie er,
falls er sich umwendet, weiß, dass ich mich nicht mehr umgewendet habe. Ich
setze mich auf die Bank. Ich sehe den gegenüber auf der Bank sitzen, wie er
mich sich gegenüber auf der Bank sitzen sehen müsste. Wer hat sich zuerst
gesetzt? Ich oder beide gleichzeitig oder er. Hätte ich mich zuerst auf die
Bank gesetzt, hätte ich ihn sich setzen sehen müssen. Ich habe ihn nicht setzen
sehen. Hätten wir uns gleichzeitig auf die Bänke gesetzt, hätte weder er mich,
noch ich ihn sich auf die Bänke setzen sehen können. Hätte er sich zuerst auf
die Bank gesetzt, hätte er mich setzen sehen müssen.
…und als der schraubenschlüsseltragende Mensch der Wohnungsverwaltung im Keller an den Rohren hantiert und wir ihn umringen, händeringend, außer ich, der ich weiß, dass das Wasser flussbereit wäre, wenn es nicht durch den Eingriff eines Saboteurs daran gehindert würde, rufe ich also lauthals aus: „Das ist aber nicht das erste Mal, dass uns das Wasser abhandenkommt!“ Und ich höre Zustimmung der kreisbildenden, also beinahe kreisbildenden, denn an einer Stelle steht ja der (jetzt) rohrzangenbedienende Facilitymanager, uns den Rücken zugewandt, uns seinen schweißnassen Nacken präsentierend, uns durch Stöhnen und lautes Schnaufen kundtuend, das er ja alles versuchen würde…
Ich würde ihn wieder für einen Kleiderhaufen halten, wie er mich vielleicht, hätte ich ihn nicht aufstehen, gehen, auf und nieder weisen sehen, sich umwenden, wie er mich vielleicht.
…Und am Abend stehe ich in der Küche und sehe, dass ich gar keine Kartoffeln zum Schälen habe und ich stelle naseweis fest, dass ich ohne Kartoffeln nichts kochen kann und ohne was gekocht zu haben, kriege ich den Teller, was sage ich, den Magen nicht voll und ohne vollen Teller, der dann leer und mit vollem Magen, einen überaus schmutzigen Eindruck macht, den man beheben könnte, hätte man Abwaschmittel im Haus, in der Küche, und der volle Magen, den man hin und wieder sitzenderweise, oder in anderen Kulturen hockend, mitunter sogar stehend, oder verrenkend, bei Kaviarakrobaten, entleeren müsste, grummelt nun herum und ich denke mir: „Warum hast du nun eigentlich Klopapier im Haus?“
Und dann gehe ich zu meinem Nachbarn, klingle und reiche ihm die Rolle und sage: „Ist nur für ihre Sicherheit, falls es mal ausgeht, bei ihnen.“
----------------------------------------------------------------------------------------------------------
Erschienen wie geschrieben am
19.11.2010 auf meiner Homepage- auch als eine Art Reminiszenz an die mir
vergnügliche Lesestunden bereitende Autorin Gisela Elsner. MEINE Lesestunden
und das Studium des IHRIGEN (gewöhnungsbedürftigen) Schreibstils sind es, die
mich bis heute in mal mehr oder weniger heftigen Ausschlägen beeinflussen und
sich also auch in meinen Texten niederschlagen.
Gewollt und ungewollt.
Ich würde sogar so weit gehen, etwas
Ausschlag zu mögen.
Kann nicht jeder von sich behaupten,
oder?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen