Weil
um mich rum immer mehr Menschen die Maler- und Zeichnerei als neue
Freizeitbeschäftigung entdeckt haben und die Supermärkte mit spottbilligen
Kreativsets diesem Wirken auch noch Vorschub leisten, begann auch ich eines
Tages damit.
Natürlich
konnte ich es mir verkneifen Löwen, Tiger, Pferde, Hunde, Katzen und
farbenfrohe Haushühner auf Papier zu bringen und erkor stattdessen den bodyshamingbefreiten
Nacktmull aus, um die Unterrepräsentanz dieser Tierart auf Porträtzeichnungen
aufzuwiegen.
Mulle
haben in unserer auf Schönheit getrimmten Gesellschaft keine Lobby, auch im
Duden wird der Mull nur als maulwurfähnliches Tier geführt.
Und,
he, wer will schon jemandem bloß ähneln?
Welche
Frau würde sich gern als ein frauenähnliches Lebewesen bezeichnen lassen?
Wesentlich
mehr Beachtung im Nachschlagewerk finden dagegen Verbandsmull, Mullkleid,
Mullwindel und Mullbinde, sogar der nachfolgende Begriff Müll bekommt mehr
Zuneigung von den Verfassern näherer Erklärungen.
So
wie ich denken glücklicherweise auch einige hübsche frauliche und fürsorgende
Mütter, die ihre Töchter kosend Mulle rufen, obwohl diese keine Ähnlichkeiten
mit Maulwürfen haben und nur selten Gartenschädlinge vertilgen.
Während
also die Mutter ihre Mulle nicht ermahnt den Müll rauszubringen, sieht das mit
dem halbwüchsigen Sohn schon anders aus.
Jener
muss ständig zur Hausarbeit motiviert werden und seine Socken landen meist auch
nicht paarweise in der Altkleiderwäsche.
Ersteres
ließe sich durch etwas mehr Nachdruck ändern.
Das
andere, ich sage mal so, selbst wenn ich mir damit Feinde mache, gute Mutter,
suche einfach mal rund ums und unterm Bett, ob er da nicht irgendwo ein paar zu
Schuhen erstarrte Socken versteckt.
Ob ich meine
letzte gelungene Mullzeichnung „Der Maulwurf“ oder „Ein junger Mull auf der
Suche nach Taschentüchern“ nenne, steht indes noch nicht fest.
Montag, 8. März 2021
Ein junger Mull auf der Suche nach Taschentüchern
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen