Donnerstag, 27. April 2023

Frauenfußball: Impromptu ohne Tutu

(Ich gehe meist gut gekleidet zu Damenfußballspielen, denn man möchte den Frauen gefallen, auch wenn die mehr Augen für den Ball, das unbekannte Wesen, haben. Außerdem glaube ich, dass Damen nach dem Spiel die Zuschauer heiraten.
Dies geschieht bekanntlich geschlechterunabhängig. 
Okay, war Klischee, aber man möge mir verzeihen.)
Samstagnachmittag. Fußballzeit.
Diesmal schaffte ich die exakt 13,0 km Gesamtstrecke bis zum Sportplatz in Lengefeld unter zwei Stunden.
Mit Rucksack, Fanzines, Wasser und Digicam.
Und Handy in der Hosentasche.
Und Kabelsalat in der Jackentasche.
An den Füßen trug ich Schuhe, aber auch sonst war ich untenrum gut eingekleidet.

Ziel der Unternehmung war das Kreisligaspiel der Frauen von Lengefeld gegen die Frauen von Pfaffroda. Ausgetragen wurde das Duell auf Kleinfeld und die Liga fasst beachtliche neun Mannschaften. Unangefochten an der Spitze steht die Mannschaft von Blau-Weiss Deutschneudorf, das Schlusslicht bildet eben Pfaffroda.
In Unkenntnis der Ligastärke, und mit der Tabelle im Kopf, erwartete ich ein Scheibenschiessen.
Dem war dann nicht so. Einerseits waren die Gastgeberinnen ersatzgeschwächt (gezielte Schwangerschaft, gezielter Urlaub, gezieltes Arbeiten) und andererseits entpuppten sich die Gästefrauen als sehr wehrhaft.
Der Turm in der Schlacht war eine gut haltende Torhüterin aus Pfaffroda.
Ich habe ja schon höherklassige Kicks gesehen, auch beim TKV Flöha/Plaue, aber eben auch Zufallsbekanntschaften mit dem Ball, als man in Grünhainichen versuchte die Sportart zu etablieren (jetzt soll es wohl auch bald so was in Borstendorf geben).
Der TKV Flöha spielt bekanntlich Großfeld, zählt aufgrund der Sichtung und Delegierung nicht als Maßstab.
Es waren Frauen vom Dorf und da muss man eher Grünhainichen zum Maßstab nehmen. Besser ist es, dass es dieses Duell nie gegeben hat.
Lengefeld und in Ansätzen auch Pfaffroda waren keine auf Positionen gestellte Sportlerinnen, die nicht wussten, wohin mit ihren Körperinnen, sondern man erkannte deutliche Spielstrukturen.
Gutes Arbeiten der Trainer, würde ich meinen, denn dies ist schwer zu vermitteln. Dazu kam an diesem Nachmittag ein gutes Maß an Athletik.
Die einen wollten den anwesenden Besuchern etwas bieten, die anderen versuchten das zu verhindern. Beides nötigte Respekt ab. Es war ein hart aber fair geführtes Match, indem die resolut bebrillte und mit geflochtenem Kopfschmuck versehene Schiedsrichterin nur einmal gelb zeigte.
Sie trug zum ansprechenden Sport bei.
Nach dem Abpfiff war ich doch etwas überrascht, dass die Gastgeberinnen scheinbar nicht mit Endresultat und Leistung zufrieden waren.
Da ein rüstiger Opa seine Analogkamera zückte und zum Mannschaftsfoto als Jahresabschluss bat, gesellte ich mich dazu.
So konnte niemand unhöflich ausreißen.
Die Fotos wurden trotzdem nicht gut. Wahrscheinlich war es zu dämmrig, oder meine Hand zitterte angesichts des Frauenfleisches.
Nichtsdestotrotz eine coole Sache, dass es alte Freaks gibt, die da noch mal Retroapparate auspacken.
Da ich hier auch aus meinem Analogsammelsurium ab und an was zeige, doppelt interessant.
Meine Analogcam habe ich am 13.09.2000 bei Ebay gebraucht erstanden. Stolzer Preis waren 89,00 DM. Das Teil ist von der Nürnberger Firma BRAUN und als ich es erhielt, hatte ich null Plan, was ich einstellen musste, denn immerhin hat das Teil auch Dreifachzoom und dieser machte unter Umständen echt gute Bilder.
Um aber zu wissen, wie man welche Einstellung realisiert, musste ich mehr wissen.
Eine Odyssee begann.
Es gibt zwei Firmen mit dem Namen BRAUN.
Eine fertigt Haushaltsgeräte.
Zum Beispiel Epiliergeräte für Frauenbeine und Männerärsche.
Die war es dann nach einem Telefonat ausdrücklich nicht.
Aber ich bekam neue Nummern und landete bei BRAUN in Nürnberg.
Jenen erklärte ich, dass ich eine einigermaßen komplizierte Kamera aus deren Haus, und zwar mit Tasche, aber ohne Anleitung, gebraucht gekauft hatte.
Man war kooperativ. Ein paar fleißige Bürohände schoben die Bedienungsanleitung des Auslaufmodells über den Scanner, pappten die Zettel in Heftform zusammen, packten alles in ein großes Kuvert und schickten es mir zu.
Dafür habe ich 0 DM (in Worten: nichts, null, zero) bezahlt. Immer wird über Servicewüsten bei uns gemeckert. Ich tue das auch. Aber im Jahr 2000 war ich richtig happy und BRAUN Fototechnik (so heißt der Laden heute) habe ich in mein abendliches Gebet zur Umschiffung jeder Wirtschaftskrise mit einbezogen.
Bevor ich diese Kamera morgen noch zücke und Schmetterlinge (Ähem, Schnauze!, wir haben bald Winter!) auf taubetröpfelten Wiesen beim Tagwerk (Was machen die eigentlich so bis zum Feierabend kurz nach vier?) fotografiere, werde ich mir Alternativen überlegen müssen.
Mein Tagebuch für die Page refreshen wäre eine Lösung.
Den Hinweg nach Lengefeld bestritt ich übrigens mit dem Album „The Blueprint 3“ von Jay-Z. Rückzu war es dunkel und ich hörte zufällig die Klassescheibe „Stab Wounds“ von Dark Fortress. Nebenher musste ich mehrfach die Klingel an meinem Spazierstock betätigen, um heraneilende Eisbären und Flusspferde zu vertreiben. Unangetastet kam ich schließlich daheim an und löste das Bewegungsmelderlicht über der Hautür aus…

…hiermit drohe ich den Frauen aus Lengefeld an, dass ich noch mal einen Euro Eintritt beim Kassenwart ablege.…

Grüsse gehen diesmal an:

- Herrn Oeser aus Crottendorf, dem Boss des CSF (Crottendorfer  Sportfernsehen- kein Pay TV!!)
- Herrn Mortensen, dem ich sein bezahltes Heft nachtragen musste.
- den Frauenteams aus Lengefeld und Pfaffroda und allen die da irgendwo Herzblut reinstecken (Und nur das!!)
- der Fußballbande Lengefeld
- Azlan, Ironlady, Schilli und Co. aus einem bekannten Forum

Und an die Romanfigur Caruso für den Liebesbrief an die Romanfigurin Mei, der auszugsweise so geht:
„Wohlan, nun ja, es ist von mir, dieses Billetdoux, das schelmisch sein Köpfchen unter Dein Kissen legt. Morgen wird alles gewagt! Wohlan, warum soll ich noch länger warten, Dir zu sagen, was mich tiefinnerst drängt aus meinem Herzen, aus meinem klopfenden Herzen? Kaum sah ich Dich, o schöne Mei, da fühlt’ ich mich just wie seinerzeit, als die Prochonskaja die Aida gab, auf einem Traktor, unter der Regie von Kutusow, bei den Agrarfestspielen auf dem Mars. Mein Herz donnerte wie eine Turbine. Ach, die Liebe, die Liebe ist ein Pfeil. Und der Kuß- ist er etwa nicht das rosige Apostroph zwischen den Worten ich lieb Apostroph dich? Mei,
o meine kleine Butterfly,
warum harrst du Pinkertons, der kommt doch ny,
wenn bei dir ist Raimondi-y?
Gefällt dir dieses kleine Impromptü?
…..“
(Ein gut erhaltener launischer Text aus dem Jahre 2009.)

Unterstützerinfo im Kommentarfeld.


1 Kommentar:

  1. Wer schon 18 Jahre und älter jung ist, darf mich mit gekaufter Literatur unterstützen.
    Link: https://www.amazon.de/dp/3754123084/

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