An
einem frischen frischen Morgen sah ich, wie an jedem frischen Morgen auf meine
digitale Wetterstation und war verwirrt.
Da
war was nicht so, wie es sein sollte.
Die
Außentemperaturanzeige weigerte sich Auskunft zu geben.
Ich
wälzte die Bedienungsanleitung und stellte fest, dass dies bei Temperaturen ab
unter 35 Grad durchaus möglich sein kann.
Nun:
so kalt war es beileibe nicht.
Erster
Abarbeitungspunkt der Fehleranalyse: den am Küchenfenster mit Klebeband
befestigten Außensensor in die gute Stube holen und die Batterien tauschen.
Ergebnis:
alles wie vorher.
Zweiter
Abarbeitungspunkt der Fehleranalyse: die Station vom Stromnetz nehmen und die
Station wieder ans Stromnetz hängen.
Ergebnis:
alles wie vorher.
Dritter
Abarbeitungspunkt der Fehleranalyse: die Station mit neuen Batterien bestücken.
Ergebnis:
nichts wie vorher und nichts wie vor dem Vorher.
Die
Anzeige bot mir 1,9 Grad auf dem Display an, obwohl der Sensor in der Stube lag
und die Stube weit entfernt von einer Temperatur dieser Art war.
Was
sollte das bedeuten?
Ich
legte daraufhin den Sensor aufs Fensterbrett draußen, aufs Fensterbrett
drinnen, auf die Heizung dra….ähm drinnen.
Die
Temperatur pendelte in mehrstündigen Beobachtungen zwischen 1,6 und 3,4 Grad.
In
dieser Zeit entelektrifizierte ich die Station gefühlte dreißig mal.
Ich
checkte außerdem meine geliebtes Yahoo-Wetter-Widget und verglich.
Die
Yahoo-Wetterfee sagte für Borstendorf 3,1 Grad an.
Der
auf der anschlagaufgedrehten Heizung liegende Sensor lieferte 3,3 Grad an die
Station.
Irgendwie
wurde mir das alles suspekt.
Also
nahm ich den Sensor komplett auseinander und reinigte den Apparat mit
Scheuermilch.
Danach
waren es immer noch 3,3 Grad Innentemperatur in meinem Wohnzimmer.
Radikalkur
war angesagt.
Ich
zog mir Bergsteigerstiefel und Handschuhe an, setzte eine Wollmütze auf und
kletterte mit dem Sensor zur Pizza in den Gefrierwürfel.
Die
Temperatur änderte sich trotzdem nicht.
Nach
stolzen fünf Tagen und fünf Resignationen später kam so was wie eine kleine
Erleuchtung.
Wir
hatten Weihnachten und ich habe im Haus einen Mitbewohner, der zu DDR-Zeiten
verschiedene Drucksachen (Jugend+Technik, practica, GST-Zeitungen und
Amateurfunkhefte) abonniert hatte und der später als Elektriker an der
Baikal-Amur-Magistrale tätig gewesen war.
Vielleicht
hat ihm seine Frau eine Wetterstation mit Außentemperatursensor unter den
Weihnachtsbaum gelegt…anstelle des neuen Trikots von CLITEATER, was ich mir
schwerlich auf seinem Vorruhestandskörper vorstellen kann.
Also:
eine Runde ums Haus gedreht.
Tatsächlich:
Sensoren sind angebracht und das nicht zu knapp.
Insgesamt
verfügt er über drei Sensoren an drei verschiedenen Fenstern, wie er mir am
Folgetag offenbarte.
Einer
davon lieferte mir seine Außentemperatur als Außentemperatur, die uns alle
gehört, und als Innentemperatur, die eigentlich nur mir gehört.
Am
Tag nach dem Folgetag erzählte er mir, dass seine Wetterstation in der Rubrik
„Außentemperatur“ zwischen 20,2 und 22,6 Grad anzeigt.
Scheinbar
ein Gegenangriff meiner Wetterstation, die auf der gleichen Frequenz meine
Innentemperatur auf sein Display als Außentemperatur projiziert.
Während
er jetzt Dauersommer genießt, klappere ich in meiner Höhle mit den Zähnen.
Wenn
auch nur beim Blick auf die Wetterstation.
(Dreifachtext:
01/2010 – 01/2011 - 01/2020)
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